Historie

Anfänge und „Gründungsdatum“

Im Kern und noch heute spürbar ist Schloss Hofstetten eine ehemalige Ministerialenburg der Eichstätter Bischöfe.

Wahrscheinlich in die Mitte des zehnten Jahrhunderts lässt sich die Gründung der Ortschaft zurück führen, als eine Rodung im dichten Wald. Der Name Hofstetten, abgeleitet von Hof und Stelle, bzw. Stätte (gemeint ist ein Hof mit Brunnen), deutet stark auf eine Gründung der Ortschaft am Ende des frühen Mittelalters hin.

Die Herren von Hofstetten sind ursprünglich keine Adeligen sondern Unfreie. Als Ministeriale (Dienstmannen) stehen sie im Dienst der Eichstätter Bischöfe, deren Besitz sie verwalten. Die erste Befestigungsanlage, die archäologisch bislang nicht erschlossen ist, dürfte zeittypisch in Holzbauweise errichtet worden sein. Üblich war zu dieser Zeit eine so genannte Motte (Aufschüttung mit Holz- oder Steinturm, der von Palisaden und vielleicht Wasser umgeben ist, als Schutz vor Angriffen).

Das Licht der schriftfixierten Welt erblicken die Herren von Hofstetten im Jahr 1122. In einer Urkunde, ausgestellt auf einem Bamberger Hoftag des Kaisers Heinrich V., tritt mit „Purchhard de Hovestete“ erstmals Ort und Geschlecht der „Hofstetter“ ins Licht geschichtlicher Überlieferung und gibt der Ortschaft ihr „Gründungsdatum“.

In dieser Zeit könnten erste Teile der Burg in Steinbauweise errichtet worden sein. Die Hofstetter Pfarrkirche ist mit ihrem erhaltenen romanischen Turm, der dem Bergfried der Burg in Bezug auf das Bauvolumen stark ähnelt, zwischen den Jahren 1183 und 1188 vom Eichstätter Bischof Otto geweiht worden.

Die ältesten Teile der Anlage

Schloss Hofstetten enthält neben dem Bergfried und der teilweise abgetragenen Schildmauer noch weitere Mauerzüge, die aus dieser Zeit stammen dürften.

Der noch sichtbare, jedoch barockisierte Bestand des Gebäudes lässt deutlich eine von einem Wassergraben umgebene Niederungsburg erkennen, die zwischen Pallas und Bergfried einen von einer Schildmauer geschützten, mit Brunnen versehenen Innenhof umschließt. Die ganze Anlage befindet sich auf einer Terrasse, die von einer ca. 125 Meter langen Ringmauer begrenzt wird. Der umlaufende Wassergraben ist heute trocken gelegt und war ursprünglich etwas tiefer.

Die Ringmauer weist drei später ergänzte Eckbastionen auf, dürfte aber in ihrem Kern noch der romanischen Ausbauphase angehören.

Die Burg fällt an das Hochstift zurück

Nachdem die Herren von Hofstetten Anfang des 15ten Jahrhundert nur noch einen Teil der Anlage besitzen, fällt diese im Jahr 1423 in die Hände des Ulrich Hemberger, dessen gleichnamiger Sohn den Besitz 1466 an den Eichstätter Bischof Wilhelm von Reichenau (1464/96) veräußert. Von diesem berühmten Bischof, der viele der Burgen in seinem Herrschaftsbereich zusätzlich befestigen lässt und dem der später berühmte Humanist Willibald Pirckheimer zur Erziehung anvertraut ist, gibt es eine nach seinem Tod verfasste Lebensbeschreibung. In diesem Text wird erwähnt, dass er neben vielen anderen genannten Burgen auch die in Hofstetten fortifikatorisch aufwerten ließ. Von Reichenau sind vermutlich die Eckbastionen der Ringmauer, sowie der äußere, heute noch sichtbare Gebäudekubus, in dem wohl verschiedene ehemalige Bauten zusammengefügt wurden.

Den ersten weiteren Hinweise zur Baugestalt des Gebäudes hinterlässt einer seiner Nachfolger, Fürstbischof Johann Euchar Schenk von Castell (1685/97), der die Burg zu einem barocken Jagdschloss umformen lässt. Im Jahr 1694 beendet sein Hofbaumeister Jakob Engel die Arbeiten. Die lateinische Inschrift des bauzeitlichen Wappens spricht davon, dass der Fürstbischof das „Haus aus Trümmern und Ruinen in jetziger Gestalt wieder hergestellt“ habe.

Umwandlung zum barocken Jagdschloss

Nachdem weitere Quellen zur Baugeschichte fehlen und die Baupläne dieser Zeit verschollen sind, ist man auch hier auf Mutmaßungen angewiesen. Bisherige Befunde im Erdgeschoss zeigen jedoch, dass die ehemalige Burg bis auf wenige Mauern entkernt wurde oder aber aufgehendes Mauerwerk im Inneren gar nicht mehr bestand. Jakob Engel zumindest etabliert mit Ausnahme des Bergfrieds eine vollkommen neue Raumabfolge. Ebenso wie das Treppenhaus, das er hervorragend zwischen zwei mittelalterliche Bauteile setzt, nutzt er die bereits vorhandene Außenhülle, um Neues zu schaffen. Er übernimmt vermutlich einen Erker der Spätgotik, gliedert das Gebäude durch seine noch heute prägnante Architekturmalerei, schafft eine neue Dachkonstruktion und lässt diese mit Kalkplatten decken. Er halbiert die Höhe der Schildmauer und gibt dem Innenhof damit Sonnenlicht. Er reduziert die Ringmauer und macht aus ihr ein dekoratives Element und er vergrößert und rhythmisiert die Fensteröffnungen. Sein größter eigenständiger Eingriff dürfte die Schaffung von Verbindungsgängen auf den jeweiligen Geschossen sein. Hier fügt Engel ein Bauglied hinzu und verringert die Größe des Innenhofes nach Norden hin um zwei Meter. Nach Süden ausgerichtete Arkaden im Erdgeschoss und die Fenster der oberen Geschosse beleuchten Treppenhaus und Gänge effektiv und geben ihnen ihre barocke „Luftigkeit“. In seiner heutigen Gestalt gibt Schloss Hofstetten noch einen lebendigen Eindruck der Bauweise dieser Zeit wieder. Darüber hinaus ist es beredtes Beispiel für den Aufbauwillen im Bistum für die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Fünfzig Jahre nach dessen Beendigung waren die Schäden in der durch die Schweden verheerend zerstörten Gegend noch weithin zu sehen. Mit offensichtlich wenig vorhandenen Mitteln wurde in Hofstetten von einem Fürsten versucht, ein dennoch repräsentatives Jagdschloss zu realisieren. So weist das Schloss keine Fresken auf, die Außenhaut ziert Architekturmalerei und nicht wie in der Residenzstadt Eichstätt üblich, plastischer Schmuck. Die Stuckdecken sind schlicht gehalten, wertvolle Bodenbeläge fehlen gänzlich und schließlich war das Dach des Gebäudes mit Kalkplatten gedeckt. Dieses „Arme-Leute-Material“ hatte eigentlich nichts auf den Dächern der fürstbischöflichen Repräsentationsbauten zu suchen.

Heute kann dieser spärliche Umbau als Glücksfall gesehen werden, da er den Burg-Charakter der Anlage bewahren half.

Wirtschaftlich wieder erstarkt, bauten die Nachfolger auf dem Bischofsstuhl die ehemalige Burg Hirschberg zu ihrem Jagdschloss aus. An diesem Bau ist noch heute zu sehen, wozu die Baumeister zwischen Barock und Rokoko fähig waren, wenn die finanziellen Voraussetzungen stimmten.

Die Jesuiten und Napoleons Stiefsohn

Schloss Hofstetten geriet in der Folgezeit in einen Dornröschenschlaf. Zwar durften die Eichstätter Jesuiten im Schloss ab 1729 einen Teil ihre Herbstferien verbringen, doch weitere Quellen der Schlossnutzung sind für die darauf folgende Zeit nicht zu finden.

Ab 1817 gelangten Teile des ehemaligen Fürstbistums Eichstätt, darunter Schloss Hofstetten, in den Besitz von Eugéne de Beauharnais, dem Stiefsohn Napoleons. Als Schwiegersohn des bayerischen Königs, Max I. Joseph, musste er nach Napoleons Sturz standesgerecht versorgt werden. Der ehemalige Vizekönig Italiens erhält vom bayerischen König darüber hinaus den Titel „Herzog von Leuchtenberg“. Dieser Anachronismus der bayerischen Geschichte währt bis 1833 bzw. 1855, als der bayerische Staat die den Leuchtenbergs verbliebenen Besitzungen für drei Millionen Gulden zurückkauft.

Ob Eugéne, der begeisterter Jäger war, oder einer seiner Nachfahren, Schloss Hofstetten mit seinen ausgiebigen Jagdgründen jemals besuchte, ist den Archivalien nicht zu entnehmen.

Das Schloss wird königlich bayerisches Forstamt und die Zeit danach

Im Jahr 1861 unterzieht der bayerische Staat durch die kgl. Baubehörde Eichstätt das Schloss einer genauen Inventur und richtet in der Folge ein Forstamt darin ein. Dieses Forstamt übersteht das Ende der bayerischen Monarchie und existiert bis zum Jahr 1959 fort. Die Englischen Fräulein (heute: Congregatio Jesu) erwerben das Areal im Jahr 1962 und richten im Schloss ein Feriendomizil ein. Einen Teil des Grundstücks, den ehemaligen Obst- und Baumgarten, trennen sie ab, um darauf einen Bauernhof zu bauen. Als das Schloss im Jahr 1974 an unsere Familie verkauft wird, ist von seiner ehemaligen Bestimmung zum Jagdschloss nicht mehr viel zu erkennen. Das Gebäude ist stark sanierungsbedürftig und es beginnen die Jahre der Renovierung, die die einstige Schönheit der Anlage wiederherstellen.