Erste Renovierungsphase
Die erste richtige Renovierung (etwa 1978 bis 1990) versuchte die letzte stilprägende Form der Anlage wiederherzustellen. Am Gebäude waren die Spuren dieser Zeit noch überall zu erkennen: der „graubündnerische“ Barock in seiner schlichten Ausprägung, der in der ihm eigenen Klarheit noch stark der Renaissance verhaftet ist. Wenigstens architektonisch war es ein Leichtes, die Zeit des Fürstbischofs Johann Euchar Schenk von Castell wiederherzustellen.
Baubestand
Noch vorhanden waren die schlichten Stuckdecken und Gewölbe. Teilweise noch vorhanden und somit auch rekonstruierbar waren Türen, Türblätter und Beschläge. Ebenso Fenster, ihre Beschläge, Bodenbeläge, Arkaden, der Erker und die Architekturmalerei der Außenfassade. Schonend wurden fehlende Teile ergänzt und das ganze Gebäude wieder seiner barocken Form angenähert, wobei natürlich nichts von seiner ehemaligen Inneneinrichtung bis auf den heutigen Tag überdauerte. Anhand der Bilder aus den 70er Jahren ist zu sehen, dass viel Phantasie vonnöten war, dem teilweise überformten Gebäude seine ehemalige Schönheit anzumerken.
Einen ständigen Kompromiss stellte die moderne Wohnnutzung im Wiederstreit mit barockem Repräsentationsbedürfnissen dar. Sie kann damit nur eine beständige Suche nach der „richtigen Form“ sein.
Fehler der Anfangsphase und Unzulänglichkeiten des Gebäudes
Nicht verschwiegen sein sollen die Fehler der Renovierung, die ein neuerliches „Anpacken“ mitverschulden. Lange übersehen sind Teile der Balkenköpfe des Dachstuhls angefault, im größtenteils nicht unterkellerten Erdgeschoss fanden Hausschwamm und andere Pilze an neuverlegten Böden ein feuchtes Biotop (Außendrainage und Fußbodenunterbau waren mangelhaft ) und im Stadel hatte der Dachstuhl partiellen Hausschwammbefall. Neben aufsteigender Feuchtigkeit, die vor allem am Hauptgebäude Schäden verursacht, waren die mittelalterliche Ringmauer und die barocke Gartenmauer lange vernachlässigt und zuletzt von unseren Vorgängern ungenügend und teilweise mit falschen Mitteln (Zementmörtel und nicht frostsicherer Bruchstein) saniert worden. Starker Baumbewuchs an Mauern und Mauerkronen tat sein Übriges und machte diese Akzente der Anlage zu „Sorgenkindern“.
Besonderen Verdruss bereitet uns zudem ein Fehler der „ersten Stunde“, nämlich das vollständige Abschlagen des barocken Außenputzes mit seiner Patina und den eingeschriebenen nachbarocken Spuren. Diesen über die Jahrhunderte gehärteten und robusten Putz ließe man nach heutigen denkmalpflegerischen Maßstäben bestehen und besserte lediglich schadhafte Stellen aus. Der neue Putz wird niemals auch nur annähernd so haltbar sein.
Ein ästhetischer Sündenfall war der Einbau neuer Fenster. Zwar konnten die originalen Eichenfenster mitsamt ihrer Beschläge rekonstruiert werden, da ein einziges noch vorhanden war. Aber durch die sichtbaren Aluschienen der Energiesparfenster und die zusätzlichen Holzstege wirken diese wesentlich grobschlächtiger und weniger elegant als das Original.
Wichtige Entdeckungen und andere Freuden
Als Höhepunkte dieser Zeit können gelten:
- Ein vermauertes Fenster gibt Teile der Brunneneinfassung frei (Wappen des Johann Conrad von Gemmingen mit Jahreszahl 1602 oder 1612 – Eichstätter Fürstbischof und Auftraggeber des Hortus Eystettensis). Eine Rekonstruktion ist nun möglich.
- Die vermauerten Arkaden des Innenhofs werden wieder geöffnet. Der vormals dunkle Hausgang wird wieder von Tageslicht beleuchtet.
- Die Architekturmalerei der Fassade kann in Resten dokumentiert werden, eine Rekonstruktion wird ermöglicht.
- Ein Zimmerchen im Turm wird entdeckt, das seit mindestens drei Jahrhunderten vermauert war, mitsamt gotischer Fensteröffnung oder Türe.
- Die romanische Mauertreppe des Bergfrieds, die mindestens ebenso lange verschlossen war, wird entdeckt und teilweise freigelegt.
- Mauern, die Zimmer unterteilten, werden entfernt und vermauerte Fenster wieder geöffnet - die Räume erhalten ihre ehemalige Großzügigkeit zurück.
- Neuere Bodenbeläge werden entfernt. Unter ihnen warten oftmals die barocken Dielenbretter auf ihre Wiederentdeckung.
- Bei Eingriffen in den Boden kommt Fundmaterial aus wenigstens sieben Jahrhunderten zum Vorschein und gibt einen kleinen Einblick in die Lebensgewohnheiten der Vorbesitzer wieder. Das Repertoire umfasst von mittelalterlicher Gebrauchskeramik über Knochenkämme, Reste von Offenkacheln aus vier Jahrhunderten bis hin zu neuzeitlichen und industriell gefertigten Stücken die ganze Geschichte von Burg, Schloss und Forstamt.